Systemsprenger, ein Film, der gerade uns als Mitarbeiter*innen in der Kinder- und Jugendhilfe betrifft, und jeder, der ihn gesehen hat, meldet zurück, wie tief berührt dieser Film hat. Jeder von uns kennt Situationen, in denen Kinder in einer Hilfemaßnahme verloren sind oder eine Maßnahme nicht mehr die richtige für ein Kind ist. Nora Fingerscheidt ist es gelungen viel Realität auf die Leinwand zu bringen. Es ist ihr gelungen die Möglichkeiten und Grenzen einer Hilfemaßnahme aufzuzeigen, ohne irgendjemandem Vorwürfe zu machen.
Wir, das Jugendhaus des Wattenbeker Kleeblatts, folgten einer Einladung vom KJSH und dem Paritätischem Wohlfahrtsverband zum Anschauen des Filmes mit anschließender Podiumsdiskussion. Ein ehemaliger Jugendlicher unserer Wohngruppe konnte gewonnen werden, an dieser teilzunehmen und mehrere Jugendliche des Jugendhauses Wattenbek saßen im Publikum und ergriffen von dort aus das Wort. Auch sie waren tief berührt, die eigenen Themen auf einer Leinwand zu sehen!
Sie sind sich alle einig: sie benötigen Betreuer*innen, die für sie da sind, ihnen Verhaltensalternativen anbieten, Worte für das geben, was sie im Inneren erleben, und sie brauchen Beziehungen. Sie wollen in die Hilfe mit einbezogen werden, auch wenn sie nicht immer offen sind, in eine Wohngruppe zu ziehen und ihr zu Hause verlassen zu müssen. Dies konnten die Jugendlichen in der anschließenden Podiumsdiskussion offen und mutig vor dem Publikum zur Sprache bringen. Ein langjähriger, ehemaliger Jugendlicher erklärte sich ebenfalls bereit auf dem Podium mitzuwirken und aus seinen Erlebnissen zu berichten und was ihm für sein heutiges Leben geholfen hat. In diesem Zusammenhang wurde die Wichtigkeit der Etablierung von „Care Leaver“ noch einmal mehr deutlich. Wie oft benötigen Jugendliche, die schon lange ausgezogen sind, doch noch mal unseren Rat oder unsere Unterstützung? Denn wen fragen die eigenen Kinder, wenn sie Hilfe benötigen oder Sorgen haben?
In diesem Sinne wünschen wir uns alle, dass dieser Film nicht nur berührt, sondern deutlich wird, dass weiterhin die pädagogische Arbeit mit den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien im Vordergrund stehen sollte und nicht die wirtschaftliche Sichtweise auf eine Hilfe, die notwendigerweise auch teilweise zusätzliche Kosten verursacht.
Statements unserer Kids
P. (15 Jahre): Ich fand den Film sehr realistisch dargestellt. Die Produzentin hat meines Erachtens die wichtigsten Themen im veranschaulicht. Ich selbst fand mich im Film sehr oft wieder und auch meine Erfahrungen mit „Systemsprengern“.
M. (17 Jahre) Dieser Film hat wirklich sehr viele Szenen, wo ich manchmal meine eigene Gruppe wieder erkenne. Der Text passt auch zu dem, was ich mir vorgestellt habe. Ich selbst benötige diese Hilfe und freue mich, dass ich zu den Wattenbekern gezogen bin. Ich war ganz erstaunt, wie meine Themen deutlich geworden sind in dem Film. Ich danke allen, die mir geholfen haben! Ich freue mich auch, dass ich den Film anschauen und die Diskussion mit machen durfte.
M. (21 Jahre) Der Film hat mich sehr bewegt. Die Art und Weise, dass man als Zuschauer direkt von Anfang an mitten im Geschehen ist, war beeindruckt. Deshalb finde ich den Film auch so realistisch, denn die Themen sind im Alltag genauso da. Während des gesamten Films, musste ich immer wieder an meine eigenen Erlebnisse denken und habe mich in ähnlichen Situationen wieder gefunden. Ebenso spannend und sehr gut dargestellt fand ich die Sichtweisen aller Beteiligten in den verschiedenen Rollen. Die Emotionen und Gefühle wurden hautnah vermittelt und keinem wurde Schuld zugewiesen. Das Ende vom Film finde ich passend gewählt, denn so konnte man selbst interpretieren, wie der Film für einen ausgehen soll. Ich bin wirklich unglaublich dankbar bei den Wattenbekern mein Zuhause gefunden zu haben und froh, dass es so viele Menschen gibt, die sich für Kinder- und Jugendliche einsetzen. Großen Dank dafür, die Möglichkeit bekommen zu haben diesen Film zu sehen und Erfahrungen mit Anderen zu teilen.
T.-L. (14 Jahre) In meinen Augen ist der Film ziemlich realistisch gehalten, da ich solche ähnlichen Situationen oft selber erlebe oder für solche selbst verantwortlich bin/war.